Die Villa aus dem Jahr 1881 spiegelt in ihrer äußeren, wie inneren Erscheinung das repräsentative Selbstverständnis und den Anspruch der wohlhabenden Hamburger Bürgerschicht zum Ende des 19. Jahrhunderts wider. Der vorherrschende Baustil dieser Zeit, häufig als Gründerzeit bezeichnet, war der Historismus. Dieser bediente sich zahlreicher vorangegangener Stile der Architektur. Zitate der Renaissance über Barock oder des Klassizismus waren an Neubauten selbstverständlich und wurden häufig auch untereinander gemischt. Ein reiner Bezug auf lediglich einen Stil war eher unüblich. So zeichnen auch dieses Anwesen Zitate unterschiedlicher Baustile aus. Vorrangig finden sich Stilelemente der Renaissance und des Klassizismus. Die Villa ist somit ein klassisches Zeugnis anspruchsvoller Architektur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Die Villa ist, bis auf einige geringfügige Umbauten, heute noch in weitestgehend originaler Substanz und Aufteilung erhalten. Zurückgehend auf die Parzellierung des ehemaligen Geländes des Klosters St. Johannis, wurde dieser Teil Harvestehudes in den klassischen Gründerjahren vorrangig nach den 1860er Jahren bebaut. Während der Zeit der Erschließung des Umlandes der Hamburger Kernstadt legte man gerade im Bereich der Wohngebäude Harvestehudes Wert auf einen Reichtum an Formen und die Verwendung exzellenter Materialien. Architekt der Villa ist Hans Rackwitz, der zwischen den 1880er und 1910er Jahren einer der führenden Architekten für den Bau von gehobenen Wohnhäusern in Harvestehude war. Von H. Rackwitz finden sich heute noch zahlreiche prachtvolle Immobilien in Hamburg. Sie waren ideal auf die Bedürfnisse der Wohn- und Repräsentationsansprüche der Zeit zugeschnitten und stehen auch heute noch für luxuriöses und individuelles Wohnen. Wir möchten Ihnen im Folgenden einen Überblick über die Immobilie, architektonische Details, sowie die Innenausstattung geben.
Die Fassade
Die Aufteilung der Fassade in eine Schau- und eine Eingangsseite orientiert sich an der typisch langgezogenen Hamburger Parzellierung des Grundstücks und wurde vom Architekten klug aufgegriffen. Die Schauseite des Baus charakterisiert sich durch zwei kräftig voneinander abgesetzte Geschosse, die auf einem hohen Sockelgeschoss (Souterrain) aufbauen. Beide Geschosse werden von einem vorspringenden Eckrisalit akzentuiert.
Das Erdgeschoss ist durch flächigeren Verputz mit horizontalen Linien und kräftigen, rustizierten Ecklysenen am Risalit ausgebildet. Das Obergeschoss hingegen zeigt eine feingliedrigere Backsteinlegung. Die Ecklysenen setzten sich auch in diesem Geschoss fort, sind jedoch weniger stark rustiziert. Die Teilung in ein rustikaleres Erdgeschoss und filigraneres Obergeschoss ist ein klassisches Merkmal für einen Rückgriff des Architekten auf Zitate der Renaissancearchitektur.
Drei Fensterachsen gliedern die Fassade, wobei die linke Achse durch den Eckrisalit als Hauptachse gekennzeichnet ist. Hier wurde durch den Architekten auch eine wesentlich kräftigere Akzentuierung vorgenommen: Pilaster rahmen die Fenster und formen kräftige Portale. Im Erdgeschoss als Terrassentüre mit vorgelagerter Terrasse und Zugang zum Vorgarten gestaltet, wurde im Obergeschoss eine Balustrade als optische Begrenzung vorgeblendet. Die beiden rechten, zurückversetzten Fensterachsen unterscheiden sich in Ihrer Ausformung analog zum Fassadenaufbau. Ist im Erdgeschoss eine einfachere Profilierung und rustizierte Schlusssteinandeutung oberhalb des Fensters gewählt worden, zeichnen sich die Fenster des Obergeschosses durch aufwendigere Ohrengestaltung und einen geschwungenen Aufbau oberhalb des Fensters aus – eine Spielart und Verweis gleichermaßen auf Klassizismus und Renaissance. Die zwei Souterrainfenster im Sockelgeschoss sind bewusst schlicht und zurückhaltend gestaltet. So bilden die drei Bereiche Sockelgeschoss, Erdgeschoss und Obergeschoss einen fein aufeinander abgestimmten Dreiklang.
Der Architekt platzierte den Eingang in dieses, ursprünglich als Einfamilienhaus konzipierte Gebäude, klug auf der linken Längsseite. Dies bietet für den Bewohner der Villa den enormen Vorteil, dass alle Wohn- und Repräsentationsräume des Erd- und Obergeschosses zum Vorgarten oder Hauptgarten herausgehen. Das opulente Marmortreppenhaus erhält über die Längsseite des Hauses viel Licht, verfügt jedoch durch die Nachbarbebauung nicht über den gleichen Ausblick wie die Stirnseiten des Hauses, die nun für die Wohnräume zur Verfügung stehen. Der originale Eingang, von dem noch das opulente Oberlicht erhalten geblieben ist, ist durch ein markant gestaltetes Ohrenprofil mit überfangenem Dreiecksgiebel gekennzeichnet. Der Dreiecksgiebel gibt mit seinen Akroterien unzweideutige Zitate typisch klassizistischer Architektur. Der Eingangsbereich springt leicht aus der Flucht der Seitenfassade hervor und akzentuiert diesen, wie bereits an der Schaufassade gesehen, mit rustizierten Lysenen. Das Sockelgeschoss wurde ursprünglich so erhöht, dass das Souterrain zu ca. 1/3 belichtet wurde. Der spätere seitliche Anbau des Eingangsbereichs aus den 1920er Jahren überbaute dies jedoch teilweise.
Ursprünglich war die Längsseite des Hauses so ausgelegt, dass ein breiterer Durchgang zum hinteren Grundstück blieb. Hier wurde in der Folge im Jahr 1927 ein Eingangsbereich vorgebaut, der aktuell einen Durchgang zum rückwärtigen Garten von ca. einem Meter frei lässt.
Die Rückseite des Hauses zeigt noch immer die Grundidee von H. Rackwitz, die ideal angelehnt war an die Ausrichtung des Grundstückes. In direktem Bezug auf die immense Ausdehnung des rückwärtigen Gartens schuf der Architekt eine Veranda, die durch die große Fensterfront den Blick ins Grüne freigibt. Von dieser Stelle aus erstreckt sich der Garten noch immer auf ca. 80 m. Auf die massiv errichteten Veranda wurde später eine ausgedehnte Dachterrasse aufgesetzt, die einen wundervollen Ausblick auf den durchgrünten Garten inmitten von Harvestehude bietet.
Die Innenausstattung
Die Ausstattung der Immobilie ist ebenfalls als typisch historistisch zu bezeichnen. Ziel der Raumaufteilung war ein repräsentatives, an herrschaftlichen Vorbildern orientiertes Platzangebot. Geschaffen wurden so zumeist Raumlösungen, die von ihren Dimensionen, ihrer Material- sowie Stilwahl eng an Adelssitze angelehnt waren.
So wurde auch die von Rackwitz errichtete Villa mit hochwertigen Materialen und repräsentativen Raumfolgen ausgestattet. Betritt man die Eingangshalle durch die original erhaltene Haustüre, so gelangt man in eine großzügig dimensionierte, reich stuckierte und mit Marmor ausgelegte Halle. Eine original erhaltene Treppe mit Marmorstufen und geschmiedeten Eisenstreben führt hinauf ins Obergeschoss. Da die Aufteilung des Hauses ursprünglich für einen Einfamilienhaushalt ausgelegt war, lagen im Obergeschoss die privaten Räumlichkeiten wie etwa die Schlafzimmer und im Erdgeschoss die repräsentativen Gesellschaftsräume. Im Souterrain waren die Wirtschaftsbereiche untergebracht.
Das Erdgeschoss bietet eine Raumfolge von insgesamt vier herrschaftlichen Räumen, die für unterschiedliche Zwecke genutzt wurden. Zudem ist eine massive Veranda zum Garten hin vorgebaut. Die Ausrichtung der Räume entspricht dabei den Gegebenheiten des Grundstückes und bietet jeweils schöne Ausblicke in den Garten bzw. den Vorgarten. Absoluter Höhepunkt der künstlerischen Ausgestaltung des Anwesens ist der zum Garten ausgerichtete Salon mit opulent stuckierter Decke, die in Trompe-l’œil Malerei ausgeführt ist. So gibt der Salon vor, eine massive Holzdecke zu besitzen, tatsächlich handelt es sich hierbei um die hohe Kunst der illusionistischen Malerei. Ein kunsthistorisches Kleinod, das vor einigen Jahren aufwendig restauriert wurde. Zudem verfügt dieser ca. 4m hohe Raum über halbhohe Holzvertäfelung sowie einen Holzboden, der aktuell mit Auslegeware überdeckt ist. Über eine kassettierte Flügeltüre gelangt man in das Esszimmer der Immobilie. Mit ca. 38m² ist das Esszimmer das größte Zimmer des Hauses. Hier wurde Parkett in aufwendigem Quadratmuster verlegt. Eine geschmackvolle, niedrigere Vertäfelung ist hier ebenfalls vorhanden. In diesem Raum ist die Decke aktuell noch auf ca. 3,55m abgehängt, könnte aber auch wieder auf eine Höhe von ca. 4m geöffnet werden. Aus Salon und Esszimmer lässt sich gleichermaßen die massiv errichtete Veranda mit großflächigen Fenstern betreten. Diese bietet gerade in den kalten Wintermonaten eine wunderbare Möglichkeit sich im Warmen, aber dennoch nahezu im Garten selbst aufzuhalten. Über einen seitlichen Abgang lässt sich der Garten der Immobilie direkt erreichen.
Vom Esszimmer aus öffnet sich durch eine doppelflügelige, verglaste Schiebetüre der Durchgang zum Kaminzimmer mit zurückgenommener, typisch neoklassizistischer Deckenstuckierung. Die optische Reduzierung spiegelt sich auch darin wider, dass keine Wandvertäfelung, sondern typische Hamburger Fußleisten verbaut wurden. Hier findet sich das hochwertige Parkett aus dem Esszimmer wieder. Zentraler Punkt dieses Salons ist der holzgefasste Marmorkamin, der in den kalten Monaten für eine behagliche Stimmung sorgt. Durch die zwei großen Fenster zum Vorgarten gelangt viel Licht in diesen freundlich gestalteten Raum. Optisch wird er noch mittels eines Durchgangs zum Nebenzimmer erweitert. Dieses anschließende Zimmer gestattet wiederum einen Zugang zur Eingangshalle sowie über eine Flügeltüre, den Zugang zur Terrasse des Vorgartens. Der mit 21m² eher kleinere Raum ist geschmackvoll stuckiert und mit Holzdielen ausgelegt. Er stellt ein stimmungsvolles Bindeglied innerhalb der Raumfolge sowie des Außenbereiches dar. Komplettiert wird diese Etage durch eine kleine Pantry-Küche und ein Duschbad mit WC.
Durch die Eingangshalle gelangen Sie über die Marmorstufen in das Obergeschoss. Auf halben Weg findet sich noch ein kleines Zwischenzimmer, von dem aus ein Freisitz über dem Haupteingang erreichbar ist. Im Obergeschoss, das früher als Abfolge von Wohnräumen genutzt wurde, sind heute zwei Wohnungen (je 2 Zimmer) sowie der Aufgang ins Dachgeschoss untergebracht.
Eine Wohnung (vermietet) ist zum Vorgarten hin gelegen und hochwertig mit Holzböden ausgestattet. Sie verfügt über ein kleineres Duschbad und eine offene Einbauküche im Wohn- und Esszimmer. Diese nach Westen ausgerichtete Wohnung verfügt über ca. 49m² Wohnfläche.
Die zweite Wohnung, nach Osten ausgerichtet und mit einem ca. 22m² großen überdachtem Balkon ausgestattet, verfügt über ca. 80m² Wohnfläche. Sie ist ebenfalls mit Holzböden ausgelegt (aktuell Auslegeware) und ist mit einigen hochwertigen Details ausgestattet. So befindet sich beispielsweise noch eine der blauglasierten Ofenheizungen in einem der Zimmer und ein maßangefertigter Schrank, wahrscheinlich aus den 1920er Jahren mit schönen expressionistischen Zierdetails, wurde eingebaut. Auch sind die originalen kassettierten Türen und Zargen erhalten geblieben. Höhepunkt ist aber natürlich der große Balkon mit Glasüberdachung, von dem aus man einen wunderbaren privaten Blick in den eingewachsenen Garten genießt. Die Wohnung verfügt zudem über eine kleinere Küche sowie ein innenliegendes Bad mit Waschtisch, Toilette und über Eck eingebaute Badewanne.
Von den Wohnungen im Obergeschoss führt eine Treppe in das Dachgeschoss, das teilweise ausgebaut ist. Hier wurde eine weitere Wohneinheit geschaffen, die über ca. 51m² verfügt. Zu einer insgesamt Drei-Zimmer Wohnung wurde sie 1978 erweitert und ist in den letzten Jahren grundlegend zu einer Einliegerwohnung ausgebaut und modernisiert worden. Die zum rückwärtigen Garten ausgerichtete Dachgeschosswohnung bietet ein ca. 22m² großes Wohnzimmer mit schöner Fensterfront zum Garten sowie zwei kleineren Zimmer, die ideal als Schlafzimmer oder auch Büro genutzt werden könnten. Die Wohnung verfügt zudem über eine separate Küche mit Abseite, ein Bad mit bodentiefer Dusche sowie ein Gäste-WC.
Der Rest des Dachgeschosses ist, bis auf eine kleine Kammer, nicht weiter ausgebaut und bietet aktuell viel Lagerraum. Ein Ausbau, bzw. Aufstockung um 1. Geschoss ist hier jedoch aufgrund des Baustufenplanes von 1955, nach Anfrage beim Bauamt, möglich. Aktuell ist das Gebäude 2-geschossig. Ein 3-geschossiger Ausbau ist im Baustufenplan vorgesehen.
Das Souterrain wird aktuell wohnlich genutzt und erstreckt sich über die gesamte Fläche des Hauses. Durch die ansprechende Höhe von ca. 2,30-2,50m ist hier auch eine adäquate Deckenhöhe gegeben. Insgesamt wurden durch die Eigentümer 5 Zimmer in den vergangenen Jahrzehnten ausgebaut. So verfügt das Souterrain über drei Schlafzimmer, ein ca. 30m² großes Wohnzimmer, ein Arbeitszimmer, Bad mit Fußbodenheizung, Gäste-WC und eine Küche. Alle wohnlich ausgebauten Räume erhalten durch die Souterrainlage Tageslicht und haben, gerade zum rückseitigen Garten, einen schönen Blick ins Grüne. Die zur Rückseite ausgerichteten Räume liegen nur etwa 0,9m unterhalb des Bodenniveaus. Die meisten Türen im Souterrain verfügen noch über die originalen kassettierten Türblätter und Zargen. Neben den wohnlich eingerichteten Räumen verfügt das Souterrain außerdem über Abstellmöglichkeiten sowie den Heizungsraum (Gastherme aus 2012, Warmwasser dezentral) und eine Sauna. Kleinod aus der Erbauungszeit ist ein noch funktionierender Speiseaufzug ins EG. Die ursprüngliche Nutzung sah im Souterrain u.A. Küche und Speisekammer vor. Das Souterrain ist, auch wenn aktuell wohnlich genutzt, mit seiner Fläche von ca. 169m² als Nutzfläche ausgewiesen.
Der Garten
Der Garten des Anwesens zeichnet sich durch einen dichten, historischen Busch- und Baumbestand aus, der sich auf dem ca. 130m langen, ca. 14m breiten Grundstück verteilt. Er wurde bewusst naturnah angelegt und bietet zahlreiche schöne Ecken, in denen man das grüne Idyll genießen kann. Durch die Größe des Grundstücks von ca. 1841m² bietet sich ein Vorgarten von ca. 24m Tiefe auf dem ebenfalls alter Baumbestand und schöne eingewachsene Büsche und Stauden stehen. Die Villa ist somit weit von der Straße zurückversetzt und bietet ein hohes Maß an Privatsphäre. Im Vorgarten sorgen Freiflächen für eine geräumige Situation. Der Garten auf einem der größten Grundstücke der Nachbarschaft wurde in den vergangenen Dekaden von den Eigentümern liebevoll angelegt und gepflegt.