Die Fassade – Architekturgeschichte am eigenen Haus erleben.
Nach den zumeist verputzten und stark stuckierten Fassaden der Gründerzeitjahre um 1900 entwickelte sich in den 1910er und 20er Jahren ein völlig neuer Stil. Das Neue Bauen erhielt Einzug in den Wohnungsbau und bildete mit seinen klaren, zumeist horizontal verlaufenden Linien einen starken Kontrast zu allen vorherigen Bauformen. Immer wieder gab es besondere regionale Ausprägungen dieser neuen Formensprache. So auch den besonders im Norden Deutschlands verbreiteten Backsteinexpressionismus. Dieser legte, neben der Verwendung von typisch norddeutschem Backstein als sichtbares Baumaterial, einen großen Wert auf ausdrucksstarke, zumeist eckig ausgeprägte Formen und Linien: Auch Bauplastiken und farbige Details wurden häufig verwendet. Ein weltweit bekanntes Beispiel hierfür ist das Chilehaus im Hamburger Kontorhausviertel.
Die Fassade der Villa, die wohl um das Jahr 1934 entstand, nimmt eine Fülle dieser stilprägenden Merkmale auf und bietet somit einen Blick in die Endphase der Zeit, als in der Hansestadt Hamburg dieser eigene, heute vielerorts stadtbildprägenden Stil verwirklicht wurde.
Besonders die Mittelachse der Fassade ist aufwendig gearbeitet und weist hochwertige Keramikarbeiten mit typisch expressionistischem Dekor auf. Die zum Teil in Gold gefassten Details, wie die Sterne um Eingangstüre und Fenster des Dachgeschosses, verleihen dem Portal einen schönen Kontrast zu den Backsteinen. Der Glanz vergangener Tage ist hier, wie bei dem gesamten Haus etwas in die Jahre gekommen. Nach einer umfassenden Revitalisierung erstrahlt das Haus, wie auch das Portal sicher nicht nur sprichwörtlich wieder in neuem Glanz.
Markant sind neben den an gotischen Vorbildern orientierten, bleiverglasten Fenstern des Portals auch die horizontal verlaufenden Schmuckbänder, die am Portal beginnen und einmal um das gesamte Haus herumlaufen. Baujahrestypisch ist ebenfalls die deutlich noch vorne kragende, weiß abgesetzte Traufe, die das Dach gegen die Backsteine optisch abgesetzt.
Das Dach der eingeschossig ausgeführten Villa zeigt sich als steil ansteigendes Satteldach, das in seiner Ausführung schon den neuen Zeitgeschmack der 1930er Jahre vorwegnimmt. So ist die Fassade in Verbindung mit dem hoch aufragenden Dach ein rares Zeitzeugnis der Bautätigkeit der 1920er und 30er Jahre in der Hansestadt.
Die Räume – gehobenes Wohnen mit familiären Dimensionen.
An der Anzahl der Fenster in der Fassade zeigt sich bereits, dass die gesamte Villa vom Architekten zur Gartenseite hin ausgerichtet wurde. Dies erweist sich auch heute noch als äußerst vorteilhaft, da nahezu alle Wohnräume und Schlafzimmer des Hauses zum ruhigen und idyllischen Wandsbeker Gehölz orientiert sind. Auch ist so, anders als bei anderen Villen in dieser Lage, die vorbeiführende Straße nahezu vollständig aus dem Blickfeld verschwunden. Eine grünere Aussicht findet sich so nah an der Hamburger Innenstadt schwerlich ein zweites Mal.
Sie betreten die Villa durch das Portal und einen praktischen Windfang. Sie gelangen anschließend in eine sehr geräumige Wohndiele mit Platz für einen Essbereich oder eine Sitzecke. Die Wohndiele fungiert als Scharnier für alle angrenzenden Räume, die Sie von hier betreten können. Die Küche mit großem Fenster und Vorratsschrank, die Kellertreppe sowie das Gäste-WC gehen von hier ebenfalls ab. Die Diele ist mit markanten Holzdielen ausgelegt.
Betreten Sie die rückwärtigen Gesellschaftsräume, erstreckt sich ein gut 42m² großer Bereich vor Ihnen, der über einen großen Wanddurchbruch akzentuiert wird. Im derzeitigen Zustand ist der Durchbruch mittels einer Leichtbauwand geschlossen um zwei abgetrennte Zimmer zu erhalten. Dies lässt sich natürlich leicht wieder in den originalen Zustand zurückversetzen. Durch die Verbindung der beiden Räume, erhalten Sie ein fließend ineinander übergehendes Wohn- und Esszimmer mit Ausblick in den Garten und zum Wandsbeker Gehölz. Beide Zimmer sind hochwertig mit Echtholzparkett in Fischgrätverbund ausgelegt. Die Deckenhöhe von ca. 2,90m unterstreicht den gehobenen Wohnkomfort dieser Räume. Vom Wohnzimmer aus gelangen Sie durch eine Gartentüre auf die vorgelagerte Terrasse. Vom Esszimmer geht ein Anbau aus den 1990er Jahren ab, in dem sich heute ein Badezimmer befindet. Je nach Verwendung der Räume bietet sich jedoch hier bspw. auch die Umwandlung in durchlässiger verglasten Wintergarten an, der schöne Blicke ins Gehölz freigeben könnte. Der Wohn- Essbereich könnte auf diese Weise zusätzlich an Qualität, Charakter und Größe (dann insgesamt knapp 49m²) gewinnen.
Über eine Holztreppe mit Rundbogendurchgang erreichen Sie von der Wohndiele aus das komplett ausgebaute Dachgeschoss. Hier erstrecken sich neben einem geräumigen Badezimmer mit Wanne und Fenster noch insgesamt drei weitere Zimmer. Das Elternschlafzimmer besticht durch seine Größe und Raumaufteilung. Das Zimmer bietet auf ca. 22m² Wohnfläche alle Möglichkeiten der Individualisierung. Das zweite zum Gehölz ausgerichtete Zimmer ist ebenfalls ca. 20m² groß und verfügt über eine große Fensterfront und einen vorgelagerten Balkon mit ca. 5m² Fläche. Beide Räume sind mit schönen Echtholzdielen ausgelegt. Ein drittes, kleineres Zimmer ist seitlich angeordnet. Aktuell ist es als weitere Küche genutzt. Als Zimmer bietet es natürlich alle Möglichkeiten von Kinderzimmer bis hin zum Büro.
Über eine baujahrestypisch steile, jedoch feste Treppe erreichen Sie vom Flur des Dachgeschosses den Spitzboden des Hauses. Dank des markanten, steil gestellten Daches fallen die Schrägen hier kaum ins Gewicht. Ein Zimmer wurde bereits vor Jahren wohnlich ausgebaut, ein weiterer Raum dient derzeit noch als Trockenboden, ließe sich jedoch ebenfalls problemlos im Rahmen einer Gesamtsanierung des Hauses ausbauen. Hier lassen sich potentiell noch knapp 16m² wohnlich nutzbare Fläche schaffen. Beide Räume im Spitzboden sind ebenfalls mit alten Holzdielen ausgelegt.