Wer erinnert sich noch? Ganze 125 Jahre von 1859 bis 1984 waren die Alsterdampfer ein beliebtes Verkehrsmittel zur Arbeit. Die romantische, idyllische Fahrt zwischen dem Jungfernstieg und dem Winterhuder Fährhaus führt beidseitig über die Außenalster und mündet nördlich in den Alsterkanal zum Stadtteil Winterhude. In der Blütezeit benutzen rund 11 Millionen Hamburger die Alsterdampfer als Verkehrsmittel. Beginnend mit den zwanziger Jahren wurden die langsamen Dampfer von den Omnibussen abgelöst und der Verkehr mit fallenden Benutzerzahlen zunächst eingestellt.
Bis heute wird der Alsterdampferverkehr durch die Alstertouristik GmbH (ATG) betrieben, jedoch fallen hier wesentlich höhere Fahrtkosten an. Die ATG zielt die Alsterdampferkreuzfahrt mehr auf die Touristen ab, so kostet eine Station bereits 1,70 Euro. Für die knapp 35-minütige Fahrt zum Winterhuder Fähranleger werden satte 10 Euro fällig.
Mit zunehmend verstopften Straßen macht es Sinn nach alternativen Transportmöglichkeiten zu suchen, um den öffentlichen Nahverkehr zu entlasten. Der Vorschlag der CDU die Alsterdampfer erneut dem HVV zu unterstellen ist noch umstritten. Für die ATG keine tragbare Variante, so kann diese nach eigener Angabe den Betrieb nicht kostendeckend aufrechterhalten.
Bald also wie in Venedig auf den Hamburger Wasserwegen zur Arbeit cruisen?
Das wünschen wir uns auch, lieber “Alstershippern“ als miefiger Bus.
Langfristig wird die U5 eine erhebliche Entlastung gewährleisten, aber bis 2032 sind es noch etliche Jahre bis zur Fertigstellung.
Derzeit fahren die Alsterdampfer täglich von 10.00 Uhr – 17.00 Uhr, eine zusätzliche Nutzung zwischen den Hauptverkehrszeiten würde also ohne Beeinträchtigung der jetzigen Betriebszeiten möglich sein. Eine ununterbrochene Fahrt zwischen Winterhude – Uhlenhorst – Mundsburger Damm und Jungfernstieg wäre durchaus realistisch einzurichten. Die oft im Stau stehende Buslinie 6 würde somit entlastet.
Gemäß einem Entwurf der Stadtplanung könnte man sogar eine neuere, emissionsfreie Flotte aufsetzten und somit eine langfristige und umweltfreundliche Lösung finden. Fragt sich nur, wie das finanziert wird und ob der HVV da mitspielt. Wir können gespannt sein, bisher hat die Bürgerschafft alle Anträge abgeschmettert und sieht wenig Erfolg in der Idee. Hoffnung können wir trotzdem haben, die Alster als Verkehrshindernis Nr. 1, warum soll sie nicht genutzt werden. Jede Stadt die Wasserwege hat und was auf sich hält sollte diese auch nutzen. Selbst Schwerin leistet sich einen Fährverkehr über den Pfaffenteich, der umfasst 64 Hektar, die Alster 164 Hektar. Also Hamburg, nicht lang schnacken und machen.